Jetzt wohne ich schon einige Wochen hier in Utopia und genieße dieses neue Leben in vollen Zügen.
Alles ist anders, einfach und bezaubernd. Ich habe das Gefühl in das Land von Serastro eingetaucht zu sein und das schönste ich darf hierbleiben, hier verweilen. Über mich wurde Elfenstaub ausgeschüttet.
Jeden Morgen weckt mich die Sonne, sie kitzelt mich mit ihren Strahlen wach. Wenn ich aufgestanden bin, liegt ein hübsches Gewand auf meinem Bett in genau den Farben, die ich mir ausgesucht hätte. Die Stoffe sind edel und anschmiegsam. Automatisch muss ich lächeln. Wenn ich ins Esszimmer komme, das von Licht durchflutet ist, steht schon mein Frühstück bereit. Obst, Haferflocken und noch mehr Köstlichkeiten. Einfach märchenhaft.
Zu meinem Haus gehört ein eigener Garten, in dem ich pflanzen und säen kann, ganz nach meinem Belieben. Um mich herum ist herrliche Natur, so habe ich mir den Garten Eden vorgestellt. Tiere bleiben stehen und reiben manchmal ihren Kopf an meinem Kleid, wenn ich ganz ruhig auf meiner Bank sitze und mich an diesem Ausblick labe, es ist freudvoll, die Tiere zu streicheln.
Es gibt eine Bibliothek in Utopia, die allen Bewohnern kostenlos frei zugänglich ist. Ich kann längst vergriffene, verschollene oder verbotene Bücher lesen, ganz nach meinem Bedürfnis. Selbst die verschiedensten Lesekreise gibt es und so kann ich mich mit Mitbewohnern austauschen über das eben gelesene und meinen Horizont erweitern. Ich bin dankbar, hier zu leben.
In Utopia gibt es andere Werte als ich sie in meiner früheren Welt gelehrt bekommen habe. Verurteilungen, Rache, Bestrafung und Vergeltung gibt es hier nicht. Die gesamte Bevölkerung trifft sich, um zu verstehen, was passiert ist, dann nehmen sie den Gestrauchelten mit großer Liebe in ihre Mitte und verzeihen ihm, denn die Utopianer sind der Meinung, dass alle Delinquenten verletzte Kinder sind und besonderer Fürsorge bedürfen.
Am Anfang konnte ich diese Verhaltensweisen nicht verstehen, aber je länger ich hier weile, merke ich wie ich meine alten Wertvorstellungen hinterfrage und sie verblassen.
Ich habe gelernt, dass ich mit meinen Gedanken Unheil anziehen kann, aber mit positiver Denkweise gutes in die Welt senden kann. Da heißt nicht, dass ich die Wirklichkeit aus den Augen verloren habe und in einem Elfenbeinturm lebe. Nein, ich sehe die Erde mit klaren Augen, sehe die Zustände, die verbesserungsfähig wären, versuche mich frei von Angst zu machen.
In mir ist Ruhe, ich merke, dass nichts wichtig ist. Das Leben ist schön, wie es sich mir gerade zeigt. Ich muss mich nicht mehr verbiegen oder hetzten ich bin.
(2023) | Dank an Tim Cooper für das schöne Foto auf Unsplash