Monatelang ist es still um uns. Kein Mucks. Wir liegen eng aneinander. Wer neben, unter, über wem liegt, ist purer Zufall, wenn man das in unserem Fall so sagen kann. Unsere Bestimmung ist für eine halbe Ewigkeit auf null gesetzt, ob wir uns riechen können oder nicht, interessiert dabei keinen.
Aber dann. Wir werden geschleppt, geschüttelt, gezogen, gezerrt und endlich freigelassen, um angebunden zu werden. Ja gut, wir hängen aneinander und Boje Wechsel dich gibt es nicht.
Ich, Rocky, in der Mitte, die hübsche Daisy an meiner linken und die forsche Vicky an meiner rechten Seite. Das habe ich mir nicht ausgesucht, aber der Abstand zwischen uns passt. Beide halten mich an der kurzen Leihe, das meinen sie zwar immer, aber wenn’s hoch hergeht, bin ich ihr Fels in der Brandung.
Nun gehts an die Arbeit. „Wir jobben da, wo andere Urlaub machen“, so startet Daisy in die Saison und Vicky legt nach mit „rann an den Speck so lange er schwimmt“. Ich dagegen lasse es auf mich zukommen.
Lange dauert es nicht und der erste Saisontrend ist erkennbar. Besonders sympathisch sind mir die 80er-Disco-Blitzkugel-Cocktail-Becher-Trägerinnen. An denen kann ich mich gar nicht sattsehen. Sie gehören zu den besonders Chilligen.
Wenig später schwankt mein Bojen-Blick zwischen einem prall gefüllten neonfarbenen BH-Modell, das fröhlich auf dem Wasser wippt, und einer schillernden Regenbogen-Glitzerkugel der Trägerin, hoch und runter – hin und her.
Eine nicht zu verachtende Ablenkung kommt jetzt auch noch von der Seite. Die rostbraune Schönheit im weißen Tanga Bikini schwimmt beinahe schwerelos auf einer transparenten Luftmatratze an mir vorbei und räkelt ihre Pobacken wie formvollendete Wassermelonen der Sonne entgegen.
Daisy sieht das alles nicht, sie scheint besonders interessiert an einem Herrendutt-Träger mit Ganzkörperkriegsbemalung zu sein, der immer wieder an ihr vorbeischwimmt. Die hübsche Daisy wackelt so heftig vor und zurück, dass man meinen könnte, sie will zu jedem Motiv einen Kommentar abgeben.
Vicky hat’s heute ein paar Mal nicht so gut erwischt. Erst bekam sie einen Wassertennisball auf ihren gelben Bojenkörper geschossen und dann noch einen Meerjungfrauschwimmflossenschlag bei dem sie sich fünfmal um die eigene Achse drehte. Und als ob das nicht schon genug war, kurz vor Sonnenuntergang kam sie in eine missliche Lage und klemme fest – zwischen zwei öligen, nach Kokosnuss und Vanille riechenden riesengroßen Brüsten. Die Doppel D-Trägerin klammerte bis zur letzten Sonnensichel an ihr.
„Du wolltest doch rann an den Speck“, konnte sich Daisy nicht verkneifen, als wir alle drei am Abend auf lauwarmen Mittelmeerwasser vor uns hin schwappten.
„Ich sag ja, der Sommer wird heiß.“