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Im Erlanger Teehaus

Ich bin wieder hier – im Erlanger Teehaus. Ich habe wieder mal das Nützliche mit dem Angenehmen verbinden können. Mein Termin in der Uniklinik verlief reibungslos. Bisher alles ganz harmlos. Dort fand ich einen Flyer „Erlangen und die Kunst“, Sonderausstellung im Stadtmuseum Erlangen. Nachdem mir also der Arzt meinen nächsten Kontrolltermin in die Hand gedrückt und mir alles Gute gewünscht hat, besuche ich das Stadtmuseum. So kam ich überraschend zu einer sehr interessanten Ausstellung. Sehr freundliches Personal, 2,50 Euro Eintritt als Rentnerin und dann diese sehr sehenswerte Kunst – Jackpot! Nun also der krönende Abschluss im Erlanger Teehaus, bevor ich wieder nach Hause fahre.

In der Speisekarte lese ich, dass es dieses Teehaus seit 1980 gibt. Damals waren aromatisierte Tees sehr aktuell. Auch in Deutschland fing man an, Tee zu trinken, ja, zu zelebrieren. In diesem Teehaus war das besonders schön. Man bekam ein Tablett mit einer hübschen kleinen Teekanne, eine dünnwandige Tasse, ein Schälchen mit Kandiszucker, ein Schälchen für den Teebeutel und eine Sanduhr, damit der Tee genau die richtige Zeit zieht.

Ich habe dieses Teehaus durch eine Freundin, die damals in Erlangen gearbeitet hat, kennengelernt. Die Einrichtung und der wundervolle kleine Garten hinten raus haben sich kaum verändert. Die Speisekarte schon. Längst gibt es auch alle Kaffeezubereitungen und aktuelle Snacks. Natürlich haben wir hier immer Tee gekauft, etwas Besonderes. Aber ich habe hier auch meine erste wirklich teure Tasse, fine bone china, made in england, im Jugendstilmuster gekauft. Sie wird immer noch geliebt.

Ich sitze also hier im gemütlichen Teehaus, wie immer, wenn ich in Erlangen bin und plötzlich fällt mir ein, dass viele Erinnerungen an dieses Lokal geknüpft sind. Früher ging ich mit meinen Freundinnen gerne in Erlangen shoppen. Die Clique dahinten am großen Tisch wohl auch. Das hässliche Einkaufszentrum gab es noch nicht. Stattdessen viele kleine bunte Läden und immer was zu entdecken. Am Ende der Besuch im Teehaus, wo man auch ein Glas Sekt bekommt.

Ich war hier, nachdem ich meinen damaligen Mann in der Uniklinik besucht hatte und einen Cognac brauchte, weil mir vom Geruch und vielem mehr ganz übel war. Aber weil ich mit dem Auto da war, musste meine Freundin die Hälfte trinken.

Ich war hier, als mich der HNO-Arzt heftig runtergemacht hat, weil meine Tochter einen eitrigen Abszess im Rachen hatte, der lebensgefährlich war. Warum unser Hausarzt das nicht so eingeschätzt hatte? Keine Ahnung. Ich wurde erst misstrauisch, als das Antibiotikum nicht anschlug und wurde dann von eben jenem HNO-Arzt in die Uniklinik geschickt. Wie ich das, völlig fertig, geschafft habe und wo ich eigentlich geparkt habe, weiß ich nicht mehr. Aber die jungen Ärzte in der Uniklinik waren freundlich und fürsorglich. Natürlich musste meine Tochter dort bleiben und deshalb ging ich in die Stadt, ihr einen Schlafanzug zu kaufen und einen kleinen Teddy, den sie heute, gut 25 Jahre später, noch hat.

Ich war hier, weil ich den Botanischen Garten liebe und gerne mal einen Ausflug hierher mache. Einmal war ich sogar mit meinem Roller hier.

Ich war hier, um mal etwas anderes zu sehen, nachdem ich, als die Kinder flügge waren, mich endlich von meinem Mann getrennt habe.

Ich war hier, als mein großes Patenkind anrief und mir sagte, dass ihre Mutter, meine Freundin, nun doch den Kampf gegen den Krebs verloren hat.

Sicher könnte dieses Teehaus viele ähnliche Geschichten erzählen. Ich bin immer froh, wenn ich sehe, dass es noch da ist und sehr gespannt, was ich in Zukunft noch alles mit dem Erlanger Teehaus verbinden werde.