Gestern vor dem Frühstück rückte ich den Tisch näher ans Fenster. Es war nicht geplant, es war eine spontane Idee, die sich einfach richtig anfühlte. Wie etwas, das sich längst innerlich angekündigt hatte und nun reif war.
Ich saß nun auf demselben Stuhl wie immer, nur zehn Zentimeter weiter links als sonst. Draußen sah ich das gleiche Haus wie immer, den gleichen Balkon mit den vielen neuen Pflanzen. Die Bewohner hatten gewechselt, das wusste ich. Ich schaute gerne dort hin. Ich hatte mir gewünscht, dass die Fassaden wieder grüner werden.
Zehn Zentimeter weiter links also. Näher am Licht, näher am Geschehen. Ein bisschen heller. Ich schreibe nicht mehr im Schatten. Ich schreibe im Raum zwischen Licht und Dunkel.
Am Abend vorher hat mir mein Mann gesagt, ich solle aufhören, so viele Zwischentöne zu beschreiben. „Schreib doch mal konkret, was du meinst.“ Ich habe ihm gesagt, ich meine nie nur eines. Er meinte, das könnte niemand verstehen. Vielleicht hat er recht.
Aber dann dachte ich an den verrückten Tisch. Ich hatte ihn verschoben, ohne dass ich es erklären konnte. Vielleicht ist das schon die eigentliche Bewegung: Nicht sagen, was ich meine, sondern Dinge dorthin zu rücken, wo es heller ist. Wo etwas anderes zu beobachten ist, etwas, das sich verändert.
Heute schreibe ich für niemanden.
Nur für die, die auch schon einmal
spontan einen Tisch verschoben haben.